Von Prof. Ferd. Blumentritt
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Der Marquis Caicedo hat soeben in Madrid bei Moreno und Rojas eine
Broschüre: "El oro su explotacion y consideraciones acerca de los
yacimientos auriferos del las Islas Filipinas" herausgegeben.
Caicedo bespricht sehr summarisch das Vorkommen des Goldes in Spanien,
Rußland, Sibirien, Californien und Australien, um schließlich zu den
Philippinen zu gelangen, denen er in seinem Aufsatze ein Drittel der
Seitenzahl widmet. Wenn auch in einer etwas confusen Darstellungsweise
bringt Caicedo manche interessante Notiz, weshalb ich es nicht für
überflüssig erachte, einiges hiervon in diesen Spalten mitzutheilen,
zumal spanische Werke in Deutschland nur wenig Beachtung zu finden pflegen,
vielleicht auch nur aus dem Grunde, weil man in Deutschland von den neuen
Erscheinungen der spanischen wissenschaftlichen Literatur keine Kenntniß
erhält. Ich will die Nachrichten Caicedos etwas vervollständigen, da mir
ein reicheres Quellenmaterial zu Gebote steht, als dem spanischen Autor.
Gold findet man nahezu in allen Theilen des philippinischen Archipels und
zwar in nicht geringen Quantitäten vor, so daß schon vor der Ankunft der
ersten Europäer Goldstaub (nach dem Gewichte gemessen) die Stelle des
Geldes unter den Eingeborenen malaiischer Abkunft vertrat. Obzwar die
Spanier bei der Eroberung dieser Inseln (1565 bis 1572) sich einigermaßen
entttäuscht fühlten, weil sie durch den Reichthum an edlen Metallen
verwöhnt waren, den Méjico und Perú aufzuweisen hatten, so waren doch die
leitenden Kreise genügsamer in ihren Anforderungen und der Vicekönig von
Neuspanien schreibt dem König 1573 über die Philippinen: "Ay muchas minas
de oro"[1]. Wenn wir den Berichten über die Conquista
folgen, begegnen uns mannigfache Nachrichten über den Goldreichthum des
Landes, besonders über das häufige Vorkommen dieses edlen Metalles in
Midanao und Luzon. Ende März oder Anfang April 1565 schickte der Eroberer
der Philippinen Don Miguel Lopez de Capitän Isla mit einem Schiffe nach
Butuan (Nordküste Mindanaos), um dort Lebensmittel und Zimmer einzukaufen.
Capitän Isla traf dort auch muhammedanische Kaufleute aus Luzon, und es
entwickelte sich hier ein lebhafter Handel zwischen Spaniern und
Eingeborenen. Die Spanier zahlten mit Silber und es gaben die Eingeborenen
und Luzonesen eine Unze Gold für sechs Unzen Silber [2].
Lange Zeit hindurch galt das Gebiet von Butuan als das goldreichste Land
im südlichen Theile der Philippinen. Es ist auch in der That die Insel
Mindanao ein verhältnismäßig goldreiches Land. Noch heute dient Goldstaub
in einigen Theilen dieser Insel als Tauschmittel, da gemünztes Geld dort
selten ist; der Goldstaub wird zu diesem Behufe, wie zu den Zeiten des
Magellanes, in kleinen Säckchen aufbewahrt. Mit Goldstaub wurden auch die
verlorenen Wetten bei den Hahnenkämpfen bezahlt. Findet ein Hahnenkampf
statt, so nehmen die wettlustigen Zuschauer dieser in den Philippinen
leidenschaftlich geliebten Thierquälerei das Säckchen in die linke Hand
und ergreifen mit den Fingerspitzen der Rechten eine Prise Goldstaub,
um sie für dieses oder jenes der kämpfenden Thiere einzusetzen. Das Gold wird auf den Philippinen in zweierlei Arten des Vorkommens gefunden, nämlich in den Grünsteinen und den aus denselben zusammengesetzten neptunischen Gebilden, und zweitens in Quarzadern, welche die metamorphischen und krystallinischen Schiefer durchsetzen. Was die erste Art des Vorkommens anbelangt, so wird das Gold hier erst aus den Alluvionen gewonnen; ist zwar der Reichthum an Gold Im Quarze ein größerer[3], so stammen doch die meisten der gewonnenen Goldquantitäten aus den Wäschen, indem diese bequeme Ausbeutungsmethode der Faulheit und Indolenz der farbigen Eingeborenen mehr zusagt.
Die wichtigsten Fundorte des Goldes sind folgende: Luzon ist überhaupt das reichste Goldgebiet der Philippinen und in vielen (ebenen) Gegenden findet man nach jedem heftigen Regen Gold auf der Oberfläche. Don Sinibaldo de Mas erwähnt in seinem anonym erschienenen "Iuforme sobre el estado de las Islas Filipinas" (Madrid 1843) [12], daß er mit eigenen Augen gesehen hätte wie die Eingeborenen nach heftigen Platzregen mitten auf dem Stadtplatze und den Gassen von Vigan und anderen Orten nach Goldkörnchen suchten, was auch Bowring in seinem bekannten Touristenwerk berichtet. Ueber den Goldreichthum der Visayer sind wir schlecht unterrichtet, da die modernen Reisenden größtentheils nur Luzon besuchten; wir müssen daher oft bis auf die Reisewerke des vorigen Jahrhunderts zurückgehen und Deguignes und Renouard mitunter neben Buzeta-Bravo und Centeno benutzen. Fast auf allen größeren Inseln der Visayer findet man Gold, hauptsächlich in den Alluvionen.
Sehr ergiebig an Gold ist die große Insel Mindanao, besonders in den Provinzen Caraga und Misamis (Pictao und Pijoluan). Das Gold kommt in
Alluvionen und in Quarzgängen vor, letztere enthalten sehr viel von diesem
Metalle. In den unabhängigen Landschaften der Insel soll auch sehr viel
Gold gefunden werden, aber sichere und neuere Nachrichten hierüber sind
mir nicht bekannt. Vielleicht finden sich diesbezügliche Notizen in:
Sehr erschwerend für die Entwicklung eines ordentlichen bergmännischen
Ausbeutens der Goldminen waren vordem einerseits die ungeheuer hohen
Abgaben, welche erst später auf ein Zehntel der gewonnenen Goldmassen
herabgesetzt wurden, der Mangel an im Bergbau erfahrenen Leuten sowie an
Arbeitern [14] überhaupt und schließlich der
verhältnißmäßig geringe Gewinn bei solchen Unternehmungen. Die Minen im
Innern waren stets der Gefahr von Ueberfällen ausgesetzt, welche die
zahlreichen wilden Stämme auszuführen pflegten, und dann waren die Besitzer
solcher Minen im Binnenlande nur mit großen Kosten im Stande, das gewonnene
Erz bis zur Küste zu schaffen, während an den Gestadern des Meeres selbst
die unaufhörlichen Angriffe mohammedanischer Piraten ("moros" der Spanier)
eine Ausbeutung im größern Maßstabe unmöglich machten. Auch zeigten die nach
den Philippinen kommenden Spanier keine Lust zu diesem wenig lukrativen
Gewerbe, indem der bequeme Acapulcohandel in viel kürzerer Zeit und ohne
Gefahr Reichthümer brachte. So sind denn nur sehr wenig Goldminen in
bergmännischer Weise ausgebeutet worden, am meisten noch in Camarines bei
den uns schon bekannten Paracáli und Manbuláo. Don Nicolás Araujo de
Troncoso und Don José Rojo de Briones y Arias versuchten durch kurze
Zeit (1701) ein Bergwerk bei Mambulao in Betrieb zu setzen, das Unternehmen
ging aber allmälig zu Grunde. 1755 büßte ein Don Francisco Estorgo
(oder Estorga) den größten Theil seines Vermögens in den Minen von Mambulao
ein, mit dem Reste eröffnete er Gruben bei Paracáli. Der um die Philippinen
hochverdiente Gobernador Arandia unterstützte den Estorgo auf alle Weise,
indem er sämmtlichen Behörden den Befehl gab, sich Estorgo zur Verfügung zu
stellen, denn der Gobernador hoffte von diesem Unternehmen eine neue
glänzende Zukunft der Kolonie. Estorgo fand auch in der That fünf ergiebige
Goldadern, sah sich aber genöthigt, zwei Forts (San Fernando und San Cárlos)
auf eigene Kosten zu errichten, um die in den Gruben arbeitenden
Eingeborenen vor den Überfällen der Piraten von Mindanao und Suluh
einigermaßen zu schützen. Trotz der günstigen Auspicien und dem
hinlänglichen Goldreichthume sah sich Estorgo aber schließlich genöthigt
den Bergbau aufzugeben, indem es einerseits an den nöthigen Maschinen und
Bergbau-Utensilien mangelte, andererseits die Indier sich weigerten, den von
den Provinzpräfekten (Alcaden) und Landrichtern (Justicias) vorgenommenen
Repartimientos [15] Folge zu leisten [16].
Erst 1788 wurden drei Minen in Mambulo bergmännisch wieder in Betrieb
genommen, aber nach kurzer Zeit scheiterte auch dieses Unternehmen [17];
dann gab man für nahezu zwei Menschenalter den Versuch auf, Bergwerke in
Camarines zu öffnen, bis zwischen 1846 und 1850 eine Art "Gründungsfieber"
entstand; die Aktiengesellschaften "Ancla de oro" und "La Exploradora"
begannen von Neuem Schachte zu teufen, die "Ancla de oro" beim Cerro de
Caloccop in der unmittelbaren Nähe von Mambulao, die Exploradora beim Monte
Lugás bei Paracáli. Zu diesen Gesellschaften gesellte sich später eine
dritte Aktienunternehmung, "Nueva California", welche sieben Goldminen in
Angriff nahm, ebenso ein Privatmann D. Manuel Moreno. Um den Bergbau zu
ermuntern hatte die Kolonialregierung am 29. Januar 1846 ein neues
"Reglamento de Minas" herausgegeben, doch gingen trotzdem alle diese
Unternehmungen zu Grunde. Jagor sagte darüber [18]: Von einem Bergbau auf Gold in größerem Maßstabe ist jetzt keine Rede, die Eingeborenen teufen in den Talkschiefer von Paracáli kleine Schachte und schlämmen dann die gewonnenen Massen, wobei, wie erwähnt, die Quarzgänge das reichste Erträgniß liefern. In Mambulao wird jetzt (ebenfalls von den Eingeborenen) sehr eifrig nach Gold gegraben. Finden die Eingeborenen irgendwo Quarzadern auf der Erdoberfläche, so graben sie bis dreißig Meter tiefe Schächte. "Die geförderten Quarze wurden geröstet, gepocht und geschlämmt. Bei den sehr urwüchsigen Aufbereitungsmethoden ist es sehr natürlich, daß ein großer Theil des Goldes verloren ging, indeß schien mir der Verdienst damals gut zu sein, da mehr als 700 Männer und Weiber damit beschäftigt waren" [19].
Das meiste Gold in Camarines aber und in den übrigen Landschaften und
Inseln der Philippinen wird aus Bächen und Flüssen auf die primitivste
Weise durch Waschen gewonnen. Die Methode, die hierbei angewendet wird,
ist folgende: Ein Erdklumpen wirdh zwischen zwei Steinen zu kleinen
Bröcklein zerrieben, die auf diese Weise erhaltene Masse wird in eine
Mulde geschüttet, in welche man Wasser gießt, dann wird das Gefäß so lange
geschüttelt bis der Goldstaub sich am Boden desselben setzt. Mitunter
finden sich Goldkörnchen von der Größe eines plattgedrückten Weizenkornes
und hier und da selbst Goldstücke im Werthe von 20 bis 30 Dollars, doch sind
solche Funde selten. Beträchtlich ist auch der Ertrag der Goldwäschereien auf Mindanao; in der Provinz Misamis allein wurden um das Jahr 1833 gegen 4400 Taels gewonnen [20]. Butuan, Surigao, Liangan, Bislig, Caraga und Davao sind im östlichen Mindanao jene Orte, wo der meiste Goldstaub in den Handel kommt. Was die jährliche Goldausbeute anbelangt, so läßt sich hierüber keine genaue Ziffer angeben, da insbesondere über die von den wilden Stämmen gewonnenen Goldqualitäten natürlich nur vage Schätzungen existiren. Am Ende des XVI. und Anfang des XVII. Jahrhunderts betrug der Zehent, den die Goldgräber und Goldwäscher zu entrichten hatten, 10 000 Dollars, die Masse des gewonnenen Goldes muß daher mindestens 100 000 Dollars betragen haben [21]. Wenn man aber bedenkt, daß selbst in den den Spaniern direkt unterworfenen Ländern von den Goldgräbern viel verheimlicht wurde, wenn man erwägt, daß damals der größte Theil der Philippinen noch unabhängig war oder, wie Leyte und Samar, noch eingeborene Radschas besaß, welche zwar Spanien unterworfen waren, aber eine lässigere Kontrole über die Einhebung des Goldzehents führten als die spanischen Behörden, so erscheint die Angabe Gemelli-Carreri’s gerechtfertigt, daß zu seiner Zeit (1696) die Goldausbeuteauf den Philippinen 200 000 Pesos (= Dollar) betrug, wovon der größte Theil auf Paracáli entfiel. 1843 schätzte man den jährlichen Goldertrag ebenfalls in dieser Höhe [22]. Jedenfalls würde eine rationelle Ausbeutung der vorhandenen Goldschätze den Philippinen eine hervorragende Stell unter den Goldländern zweiten Ranges verschaffen.
[1] Carta que dirige el virey de la Nueva España D. Martin Enriquez al Rey D. Felipe II. etc. Datum: Méjico, 5. December 1573. S. Cartas de Indias. Madrid 1877, Fol. 291. [2] Fray Juan de la Concepcion. Historia general de Filipinas. Sampaloc (Manila) 1788-92. Vol. 1, p. 357. [3] Ritter von Drasche. Fragmente zu einer Geologie der Insel Luzon. Wien 1878, S. 63. D. José Centeno y Garcìa. Memoria geologico-minera de las Islas Filipinas. Madrid 1876, p. 46 seq. [4] Fray Gaspar de San Augustin. Conquista de las Islas Filipinas. Madrid 1698, p. 265. [5] Ein Tal oder Tael = 10 dollar (V. Barrantes, Guerras piráticas de Filipinas. Madrid 1878, p. 296). [6] Fray Gaspar de San Augustin, 1. c. p. 273. [7] La Ilustracion Filipina. Jahrg. 1860, Nr. 11, S. 128. [8] Fr. Manuel Buzeta y fr. fr. Felipe Bravo. Dicionario geográfico estadístico histórico de las Islas Filipinas. Madrid 1850, I, p. 21. [9] F. Jagor, Reisen in den Philippinen. Berlin 1873, S. 145. [10] Drasche (a. a. O. S. 63) schreibt Dinaan.- [11] Memorias históricas y estadísticas de Felipinas y particularmente de la grande Isla de Luzon. Manila 1850, p. 200. [12] l. c. im 1. Bd. Abtheilung: minerales, S. 2. [13] Caicedo, S. 39. [14] Die Indier durften nur unter gewissen Bedingungen zum Bergbau verwendet werden, weil in Folge der Beschwerden der Mönche, welche die harte Bedrückung ihrer Pfarrkinder durch die Ecomenderos (Lebensgutsbesitzer) nicht dulden wollten, sowohl der Rath von Indien als die Kolonialbehörden Erlasse zu Gunsten der Indier publicirten. Eine königliche Verordnung vom 22. September 1636 traf insbesonderen Anstalten, um die beim Bergbau beschäftigten Indier vor jeder Ausbeutung und Bedrückung nachhaltig zu schützen. Das Sklaverei auf den Philippinen nie geduldet worden war und die Chinesen sich lieber mit dem einträglichern Handel als mit Taglöhnerarbeiten befaßten, so war es in der That schwer, billige Arbeitskräfte zu erlangen, denn der philippinische Malaie arbeitet nur, wenn der Hunger ihn treibt. [15] Gewaltsame Aushebung zu Frohnden. [16] Fray Juan de la Concepcion XIV, p. 357. [17]Diaz Arenas p. 197. [18] A. a. O. S. 150. [19] Drache S. 63. Neben diesem primitiven Bergbau wird viel Gold durch Waschen gewonnen, indem die Bäche bei Paracáli, Mambulao, Lóngos und Dagupan zersetzte Grümmer krystallinischen Gesteins, Quarzgerölle ec. führen, die sämmtlich Gold enthalten. [20] Arenas S. 206. [21] Jagor S. 150 (nach Norga). [22] Mas. A. a. O. S. 2.
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Document created: May 13, 1995 updated: March 20, 1998 APSIS Editor Johann Stockinger |